III. Die Leg III Ital in der Zeit der Severerkaiser

  

   Die Ruhephase nach dem Ende der Markomannenkriege dauerte nur etwa ein Jahrzehnt. In der Neujahrsnacht 192/3 wurde Commodus, der exzentrische Sohn Marc Aurels, von seinen eigenen Hofschranzen ermordet. Ein halbes Jahrzehnt schwerer Bürgerkriege war die Folge. 

   Der neue Kaiser Pertinax [Januar – März 193] konnte auf eine lange militärische Karriere zurückblicken und hatte die Unterstützung der Donaulegionen, die ihn noch von den Markomannenkriegen her kannten. Er wurde aber schon im März von den verwöhnten Prätorianern ermordet. Gleich vier Kaisererhebungen folgten. In Rom wurde der schwerreiche Senator Didius Iulianus gegen enorme Geldgeschenke Kaiser von Gnaden der Prätorianer. Das Britannische Heer machte Clodius Albinus zum Kaiser, die Orientarmee einen gewissen Pescennius Niger. Im Legionslager Carnuntum (Deutsch-Altenburg) in Pannonien wurde L. Septimius Severus [193-211] ausgerufen. Seine Ehrenmünzen für die Leg III Ital zeigen, dass ihn auch die Regensburger Legion sofort unterstützte (allerdings ist nicht bekannt, auf welche Weise). Septimius marschierte über die Julischen Alpen nach Rom ein, Didius Iulianus wurde hingerichtet, die gesamte Prätorianergarde wegen dem Mord an Pertinax und der Versteigerung des Kaisertitels unehrenhaft entlassen. Eine neue, verstärkte Garde wurde aus Legionären der Donaulegionen aufgebaut (ob darunter auch Soldaten der III Ital waren ist nicht bekannt, es ist aber wahrscheinlich).

 

       


Abb.5: Denar des Septimius Severus – SEVERUS PIUS AUGUSTUS – VICT(oria) PART(hici) MAX(imi)(?) „Sieg des allergrößten Parthersiegers“ (?). (Foto: Institut f. Klass. Archäologie Universität Regensburg)


 

   Nachdem Septimius Severus seinen Konkurrenten in Britannien, Clodius Albinus, mit falschen Versprechungen eingelullt hatte, konnte er in aller Ruhe zuerst Pescennius Niger in Kleinasien vernichten, und dann gegen die Parther losschlagen. Ein zu Ehren der Legion geprägter (sehr seltener) Denar aus Alexandria deutet auf die Beteiligung einer vexillatio der Leg III Ital an diesen beiden Feldzügen hin.

   Als nächstes griff Septimius Severus – gegen den Widerstand der stadtrömischen Bevölkerung und Teilen des Senats – auch seinen ‚Mitkaiser’ und letzten Konkurrenten Clodius Albinus an. In einer ungeheuer blutigen Schlacht bei Lugdunum/Lyon 197 wäre die mobile Donauarmee aber beinahe von den britannischen Legionen überrannt worden:

 

   Der Kaiser (Severus) ergriff die Flucht und wurde vom Pferd geworfen, aber entkam unbemerkt, da er sich seinen Kaisermantel herunterriss. Die Britannischen Truppen nahmen die Verfolgung auf und hatten bereits damit begonnen ihre Siegeshymnen anzustimmen, in der Annahme sie hätten bereits gewonnen, als Laetus, einer der severischen Generäle, mit frischen Truppen erschien, die noch nicht an der Schlacht teilgenommen hatten.

(Herodian 3, 7, 3)

 

   Als die severische Kavallerie die Britannien-Armee plötzlich im Rücken angriff, geriet diese in Panik und wurde unter fürchterlichen Verlusten besiegt. Clodius Albinus beging Selbstmord, sein Kopf wurde in Rom ausgestellt. Wie es der – vermutlich – an diesem blutigen Phyrrussieg beteiligten vexillatio der Leg III Ital erging, ist unbekannt.

   Mit Sicherheit war die Leg III Italica im Jahr 213 beim dem Feldzug gegen den Stammesbund der Allamannen dabei, den Caracalla [211-217], der Sohn des 211 verstorbenen Septimius Severus, im Vorfeld des obergermanisch-raetischen Limes führte. Da dieser Krieg fast ‚direkt vor der Haustür’ der Legion stattfand, nahm sie wohl mit Masse daran teil. Kaiser Caracalla, der ja offiziell M. Aurelius Antoninus hieß, verlieh der Legion den Ehrennamen ANTONINIANA, vielleicht als Belohnung für ihre Leistungen im Allamannenkrieg.

 


      

Abb.6.: Denar des Caracalla – ANTONINUS PIUS AUG(ustus) BRIT(annicus) – MARTI PROPUGNATORI „für Mars den Verteidiger“ (Foto: Institut f. Klass. Archäologie Universität Regensburg).


 

   Gleich nach diesem Feldzug kam bereits der nächste ‚Auslandseinsatz’: 214 nahmen Legionäre aus Regensburg an einem Feldzug gegen die Carpen teil, mit dem das römische Dakien (heutiges Zentral-Rumänien) entlastet werden sollte. Zwei Inschriften aus Apulum/Alba Iulia in den Karpaten belegen die Anwesenheit der beiden Centurionen M. Ulpius Caius und M. Ulpius Vitalis (CIL III 1178 u. 7785).

   Wohl dieselbe Abteilung wurde sofort danach an den nächsten Kriegsschauplatz weitergereicht. Bereits 215 massierte Caracalla im Osten große Truppenverbände für einen neuen Partherkrieg. Während des Vorstoßes 217 fiel er allerdings einer Verschwörung zum Opfer, der schon wieder ein Bürgerkrieg folgte. Entweder beim Anmarsch nach Syrien 215 oder erst beim Rückmarsch 218/19 starb ein Legionsreiter namens Paulus im Alter von 36 Jahren in Perinth in Thrakien (CIL III 142076), ca. 199 km westlich von Byzanz (Istanbul).

 

   Teile der Legion müssen auch unter den beiden letzten Severerkaisern Elagabal [218-222] und Severus Alexander [222-235] immer wieder im Einsatz gewesen sein, was in dieser krisenreichen Zeit aber völlig normal war. Von Severus Alexander erhielt die Legion als Auszeichnung den Beinamen SEVERIANA (AE 1991, 266).

 


      

Abb.7: Denar des Severus Alexander – IMP(erator) C(aesar) M(arcus) AUR(elius) SEV(erus) ALEXAND(er) AUG(ustus) – P(ontifex) M(aximus) TR(ibunicia) P(otestate) IIII CO(n)S(ul) [?] „Oberpriester, zum 4. Mal die tribunizische Amtsgewalt, Konsul“ (Foto: Institut f. Klass. Archäologie Universität Regensburg)

 

 

Florian Himmler